40 Jahre Abenteuerspielplatz Riederwald!


1973 – 2013

40 Jahre Abenteuerspielplatz Riederwald

Kurze Geschichte über 40 Jahre Abenteuerspielplatz Riederwald

Als im Jahr 1971 der Ortsverband Riederwald der Jugendgruppe SJD Die Falken wieder gegründet wurde, stellten die Falken beim Aufbau einer Kindergruppe fest, dass sich Kinder nach einem anstrengenden Schulalltag nicht mehr für eine Gruppenstunde mit Stillsitzen und klassischen Brettspielen begeistern ließen. Schon 30 Jahre vor PISA, stellte der junge Vorstand einen starken Bewegungs- und Aktivitätsdrang bei den Riederwälder Kindern fest, der nach neuen Formen der Betätigung mit Kindern verlangte.

 Just zu diesem Zeitpunkt, nach der antiautoritären Bewegung der 68er, kam von Dänemark, England und der Schweiz die Idee des Abenteuerspielplatzes – also eines pädagogisch betreuten Spielplatzes  mit unfertigen Materialien - nach Deutschland. 1970 wurde in Berlin im Märkischen Viertel, einer Trabantenstadt, größer als die Nordweststadt in Frankfurt am Main, der erste deutsche Abenteuerspielplatz unter dem Motto „Wo verbieten verboten ist“, eröffnet. Die Riederwälder Falken beschäftigten sich in Seminaren und Tagungen mit verschiedenen Abenteuerspielplatzkonzeptionen und beschlossen in einem Naturfreundehaus im Taunus die eigene Riederwälder- ASP- Konzeption, das Billtalhöhe-Papier.Partizipation – heute vielfach gefordert – wurde vor mehr als 40 Jahren im Riederwald schon praktiziert: In Malwettbewerben wurden die Riederwälder Kinder über Schule, Jugendhaus und die Kindertagesstätten in den Planungsprozess für Ihren Abenteuerspielplatz mit einbezogen. 1973, pünktlich zum Beginn der Sommerferien, wurde der Abenteuerspielplatz im Riederwald eröffnet. Mit viel, wie man heute sagen würde, bürgerschaftlichem Engagement, haben Falken, Jusos, Eltern und die Riederwälder Bevölkerung in ehrenamtlicher Arbeit ein Spielgelände geschaffen. Mit einer Spende in Höhe von DM 10.000,00 vom damaligen Oberbürgermeister Rudi Arndt, wurde ein alter Bauwagen mit Werkzeugen und Spielgeräten ausgestattet, so dass das Hüttenbauen, Feuer machen, Kochen, Malen, Werkeln, Basteln und Matschen mit Sand und Wasser beginnen konnte. Der Abenteuerspielplatz sollte aber damals nicht nur dem freien, kreativen Spiel der Kinder dienen, sondern mit der Konzeption waren auch politische Ziele verbunden. Der in der Konzeption formulierte Anspruch auf sozialistische Erziehung, führte im Jahr 1977 zu stundenlangen hitzigen Diskussionen in der Frankfurter Stadtverordneten-Versammlung.

Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main unterstütze jedoch die Idee eines pädagogisch betreuten Abenteuerspielplatzes und stellte auch die finanzielle Förderung, für damals einen hauptamtlichen Spielplatzbetreuer, nicht in Frage. Unter Federführung des Abenteuerspielplatz Riederwald e. V. konnte erreicht werden, dass die Stadt Frankfurt am Main ab dem Jahr 1991 alle acht bis dahin existierenden Frankfurter Abenteuerspielplätze finanziell so ausstattete, dass die Beschäftigung eines zweiten hauptamtlichen Mitarbeiters möglich wurde. Seitdem wurden die Zuschüsse allerdings nicht mehr erhöht, so dass durch Kaufkraftverluste und Euroumstellungen in den letzten 22 Jahren der finanzielle Spielraum tatsächlich geringer wurde. Im Jahr 1988 konnte mit finanzieller Förderung der Stadt Frankfurt am Main und des Landes Hessen die bis dahin existierenden Garagen zur Materialaufbewahrung durch ein neues attraktives Spielhaus ersetzt werden, so dass seitdem in den letzten 25 Jahren witterungsunabhängig und damit auch im Winterhalbjahr der Spielplatz genutzt und die pädagogische Arbeit auf dem Abenteuerspielplatz durchgeführt werden kann.

Seit über 30 Jahren war bislang die größte Veranstaltung, die alljährlich von den Mitarbeitern des Abenteuerspielplatzes durchgeführt wird, das große „Kinderkulturfestival“ am Frankfurter Wäldchestag, dem Dienstag nach Pfingsten. Hier können alljährlich über 3.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnet werden.

Schon vor der Gründung des Abenteuerspielplatzes wurden seit 1970 von den Falken am Rosenmontag, zunächst im Bürgerhaus und dann in der Aula der Pestalozzischule, Kinderfassenachtsveranstaltungen durchgeführt. Seit vielen Jahren sind die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes verantwortlich für die Durchführung dieser Veranstaltung. Vor drei Jahren hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann noch die Idee, zusätzlich eine Halloween-Veranstaltung für Kinder und Jugendliche zu konzipieren. Diese Veranstaltung – das „Riederwälder Halloween“ -  fand im vergangenen Jahr zum 3. Mal statt. Der Besucherzustrom übersteigt die Erwartungen und auch die Besucherzahlen des Kinderkulturfestivals.

Neu im pädagogischen Konzept ist seit dem vergangenen Jahr die Durchführung eines „Pow Wows“. Ein Pow Wow ist ein Volksfest der nordamerikanischen Indianer und besteht hauptsächlich aus Musik und Tanz. Es dient aber auch dazu, soziale Kontakte zu pflegen, Ehrungen vorzunehmen und wichtige familiäre Ereignisse zu feiern. Deshalb sind Pow Wows mit ihrer über hundertjährigen Tradition in heutiger Zeit der wichtigste Aspekt indianischer Kultur und werden sowohl in kleinem Rahmen als auch als Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Feste finden mehrmals jährlich statt und laufen nach festen Regeln ab. Es können Tänzer und Tänzerinnen jeden Alters teilnehmen. Durch die Veranstaltungen führt der Master of Ceremonies. Die Tanzstile sind sehr vielfältig. Die Tänzer präsentieren sich in einzigartigen Outfits, die sie meist selbst mit viel Mühe und Zeit anfertigen.  Die Pow Wow-Kultur hat sich auch außerhalb der USA und Kanadas verbreitet. In ganz Deutschland finden diese Feste bereits seit mehreren Jahrzehnten statt. Es hat sich eine große Pow Wow-Szene entwickelt. Interessierte legen weite Wege zurück, um zu singen und zu tanzen, wodurch viele Freundschaften – über die ganze Welt verbreitet – entstehen. Die Idee zu dieser Veranstaltung kam auf, nachdem zuvor der Spielplatzleiter auf dem Abenteuerspielplatz eine Indianertanzgruppe – die „Bussardtänzer“ – gegründet hatte und mit dieser an Indianerfesten in ganz Deutschland teilgenommen hat. Auch in den hessischen Sommerferien organisiert der Abenteuerspielplatz Riederwald zwei Ausflugsfahrten für die Riederwälder Kinder in die nähere Umgebung, wie den Taunus, das Felsenmeer im Odenwald oder zu einem Indianer-Tipi-Hotel im Vogelsberg. 

Das bedeutende Engagement für Kinder erhielt auch eine Reihe von Auszeichnungen: So wurde der Abenteuerspielplatz Riederwald im Jahr 1989 Sieger im Hessischen Landeswettbewerb „Kinder spielen in der Stadt“ und erhielt im Jahr 2000 den Deutschen Kinderkulturpreis. Die Mitarbeiter sind national im Verein Recht auf Spiel und international in der IPA – der internationalen Vereinigung für das Recht des Kindes, zu spielen aktiv.